Zukunftssichere Altenpflege erfordert Innovation

Wie können Sie das Leben der Menschen in den späten Lebensphasen so angenehm wie möglich gestalten und medizinische Fachkräfte dabei unterstützen, eine solche Versorgung zu leisten? Sevagram, eine Altenpflegeorganisation in den Niederlanden, arbeitet mit Ascom zusammen, um die Antwort zu finden. „Durch die richtige Mischung aus technologischer und sozialer Innovation können wir die demografischen Herausforderungen angehen“, sagt Tim van de Geijn, Program Manager Innovation bei Sevagram.

Immer mehr Menschen erreichen ein fortgeschrittenes Alter mit immer komplexeren Pflegebedürfnissen. Die Politik konzentriert sich darauf, den Wechsel von der ambulanten Pflege hin zur Pflege in Pflegeheimen so lang wie möglich hinauszuzögern. Der Personalmangel im Gesundheitswesen ist weltweit zu beobachten und setzt den Sektor weiter unter Druck.

„Wir wollen eine nachhaltige Antwort auf diese Fragen geben“, sagt Van de Geijn. „Technologie, wie beispielsweise intelligente Sensoren in den Zimmern der Heimbewohner, spielt bei der möglichen Lösung eine wichtige Rolle. Pflegekräfte sind der entscheidende Faktor: Ihre Veränderungsbereitschaft und ihre Fähigkeit, neue Arbeitsweisen anzunehmen, sind entscheidend für den Erfolg von Innovationen.“

Van de Geijn arbeitete viele Jahre als Ergotherapeut im Gesundheitswesen. „Schon bald wusste ich, dass ich einen Beitrag zur Gestaltung einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Altenpflege leisten möchte. Gemeinsam mit Fachkräften versuchen wir, komplexe Probleme aus Anwendersicht anzugehen.“

Planetree-Zertifizierung

Sevagram ist ein wichtiger Akteur in der Altenpflege in den Regionen Heerlen, Maastricht und Heuvelland. Die Organisation verfügt über 23 Pflegeheime, ein geriatrisches Rehabilitationszentrum, zwei Hospize und einen Anbieter von häuslicher Pflege. Sie hat 2.750 Mitarbeiter und 1.200 ehrenamtliche Helfer. Sevagram arbeitet auf der Grundlage der Planetree-Pflegevision, die zum Ziel hat, dafür zu sorgen, dass die Klienten eine gute Pflege erfahren und die Mitarbeitenden Freude an dieser hervorragenden Pflege haben. Die Standorte und Unterstützungsdienste in Heerlen und Heuvelland haben nun die Planetree-Zertifizierung erhalten.

Auch durch den Einsatz innovativer Technologie will Sevagram einen Unterschied machen. „Wir wollen Innovationsführer sein. Zwei Felder für den Einsatz von Technologie sind für uns die personalisierte Altenpflege und die nachhaltige Arbeitsfähigkeit unserer Mitarbeitenden, damit wir dieselbe Pflegequalität mit weniger Menschen anbieten können“, sagt Van de Geijn.

Individuelle Eigenschaften

Die personalisierte Altenpflege ist dank der Revolution im Bereich Big Data und KI in Kombination mit der rasanten Entwicklung der biomedizinischen Wissenschaft und angrenzender Disziplinen möglich. Sie vermittelt Einblicke in die zugrunde liegenden Ursachen einer Krankheit auf individueller Ebene und hilft, dieses Wissen in der Pflege auch auf individueller Ebene umzusetzen.

Van de Geijn: „Es geht um Präzision und Anpassung. Medikamente und Behandlungen können daher viel wirksamer sein, als sie es heute sind. Der Pflegeplan basiert auf den individuellen Eigenschaften des Einzelnen. Welche Medikamente für wen geeignet sind, in welchen Dosierungen und mit welchem Maß an Freiheit sie umgehen können, wird die Technologie in Zukunft erkennen können. Wie oft steht jemand nachts auf und gibt es ein erkennbares Muster? Können wir jemanden ohne Sender am Handgelenk umherlaufen lassen, um ihm mehr Freiheit zu geben?“

Sevagram ist bereits mit Gesundheitstechnologie wie Sensoren, Lebenskreisen und Kameras vertraut. Diese können proportional an den einzelnen Heimbewohner angepasst werden. Es geht jedoch nicht um die Anwendung von Technologie, sondern um die Probleme, mit denen Pflegekräfte und Heimbewohner konfrontiert sind. „Wir wollen zuerst einen guten Überblick über das Thema haben, dann mögliche Lösungen finden, und erst dann kommt Technologie ins Spiel. Dieser Ansatz steht im Einklang mit der Arbeitsweise von Ascom.“

Von dezentral zu zentral

Die Anwendungen, die Sevagram mit Ascom eingerichtet hat, sind gebäudespezifisch, d. h., jeder Standort hat seinen eigenen Server und sein eigenes Netzwerk. An den meisten Standorten läuft das Ascom Patientenrufsystem in Verbindung mit der Ascom Kommunikationssoftware. Die Aktivitätsüberwachungslösung mit SmartSense-Software wird zur Überwachung der Verhaltensweisen und zur Sturzerkennung verwendet. Der nächste Schritt ist das organisationsbasierte Arbeiten mit zentralen Einrichtungen für alle Standorte. Van de Geijn nennt dies eine radikale Erneuerung.

Sevagram plant, alle Standorte so schnell wie möglich mit der gleichen Basisausstattung auszustatten. Die Ascom Healthcare Plattform mit proprietärer Software zur Verteilung von Alarmen an die Mobilgeräte des Pflegepersonals bildet dabei die Grundlage.

Zusammenführung der Stakeholder

Es gibt also genug Arbeit für Bryan Lemeer. Er ist Projektleiter für IKT- und Gesundheitstechnologie bei Sevagram. „Mit meiner Arbeit bin ich daran beteiligt, Gesundheitstechnologie in Primärprozesse zu integrieren, von Neubauprojekten bis hin zum Aufbau der digitalen Architektur. Um diese digitale Transformation zu gestalten, arbeite ich mit allen Stakeholdern zusammen. Wir sehen medizinische Fachkräfte als unsere Kunden. Eine Top-Down-Methodik bei der Erstellung des funktionalen Designs funktioniert für diese Gruppe nicht. Wir können Technologie vorantreiben, aber das ist keine Garantie für ihren richtigen Einsatz.“

Lemeer möchte das Design gemeinsam mit den Sevagram-Mitarbeitenden entwickeln. Das bedeutet, dass man zwei verschiedene Sprachen spricht. Lemeer sagt: „Nur so kann man die Bedürfnisse der Pflegekräfte mit den technischen Entwicklungen abgleichen. Wir werden Ascom mit unseren Mitarbeitern vor Ort in einem Mock-up-Raum testen. Technologie kann sehr attraktiv aussehen, aber wenn sie nicht für Pflegekräfte entwickelt wurde, bricht alles zusammen. Wir hören immer wieder dasselbe: Es muss einfach sein. Unsere Kollegen in der Pflege müssen direkt damit arbeiten wollen, sonst ist das System schon gescheitert, bevor es überhaupt implementiert wurde.“

Eine besondere Partnerschaft

Es gibt eine besondere Kunden-Lieferanten-Beziehung, so Rob Hoogland, Solution Consultant bei Ascom. „Wir sind an den Überlegungen des Entwicklungsplans beteiligt: Was sind unsere obersten Prioritäten, woran werden wir später arbeiten? Entscheidend ist die Einrichtung selbst. Das fällt in der Regel unter das Facility-Management, wohingegen wir uns bisher nur mit IKT beschäftigt haben. Doch wir sehen eine Verschiebung: Pflegepersonal, Facility-Management und IKT sitzen alle an einem Tisch, wenn wir einen Vorschlag vorlegen. Dies ist aufgrund der unterschiedlichen Bedenken und Interessen nicht immer einfach. Aber das Endergebnis ist besser: Unterstützung für die Innovation ist Teil des Prozesses.“

Van de Geijn sieht eine weitere Veränderung. „Früher wurde einfach ein System geliefert und der Lieferant sagte: Viel Glück, damit werden Sie in den nächsten zehn Jahren arbeiten. Das ist nicht mehr möglich, wir müssen schneller mit neuen Technologien umgehen können. Dies erfordert eine digitale Architektur, die den Bedürfnissen der Nutzer entspricht. Nur dann kann Innovation erreicht werden.“

Eines der Ziele von Sevagram ist, eine Früherkennungssystem einzurichten und in Betrieb zu nehmen. So gehen Sie den Schritt von der Sturzerkennung zur Sturzprävention: nicht mehr melden, dass ein Heimbewohner gestürzt ist, sondern verhindern, dass er fällt, indem sein Verhalten überwacht und analysiert wird. Das bedeutet einen enormen gesundheitlichen Nutzen und eine höhere Lebensqualität. Solch ein System liefert zudem Daten, die bei Entscheidungen für Pflege und Wohlbefinden verwendet werden können. Van de Geijn: „Das kann der Familie und dem Behandlungsteam helfen: Welche Form der Sturzprävention ist angemessen, wie viel Raum können wir diesem speziellen Heimbewohner geben?“

Gesichtserkennung

Gemeinsam mit COMPO Software realisierte Sevagram ein Innovationsprojekt im Bereich Gesichtserkennung. Die Idee dahinter war, dass die Heimbewohner per Kamera erkannt und die biometrischen Daten in Signale verarbeitet werden. Die Heimbewohner hätten dann ohne Armband umhergehen können, was weniger stigmatisierend ist und mehr Freiheit bietet. Außerdem hätte nachverfolgt werden können, wer sonst noch in das Zimmer eines Heimbewohners kam: Ein Mitarbeiter, der nach Plan eintrifft, um Pflege zu leisten, oder ein anderer Heimbewohner, der umherwandert?

Das Projekt wurde rechtlich gründlich überprüft, erklärt Van de Geijn. „Die DSGVO eignet sich nicht für diese Art von Situation, in der ein Gleichgewicht zwischen kollektiver Sicherheit und individueller Freiheit gefunden werden muss. Das Projekt ist nun Teil der Digital Care Sandbox des Ministeriums für Gesundheit, Soziales und Sport.“ Der Zweck dieser „Sandbox“ besteht darin, Hindernisse zu überwinden, denen die Pflege bei Innovation und Transformation gegenüberstehen. Dabei handelt es sich um schwierige Fragen in Bezug auf Qualität, Finanzierung, Zugänglichkeit oder Rechtmäßigkeit.

Co-Kreation

Hoogland fasst zusammen: „Teamarbeit und Co-Kreation sind für Ascom wichtig. Wir finden es wertvoll, mit Kunden wie Sevagram über zukunftssichere Altenpflege zu sprechen. Sie haben Einfluss auf unser Entwicklungsportfolio. Wir arbeiten mit einer Reihe von Kunden zusammen, die eine klare Vision von Innovation und eine Entwicklungsstrategie haben.“ 

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